Gefährliche Kopfschmerzen
M. Sturzenegger / Februar 2013
Bei der ersten Annährung an eine korrekte Diagnose bei einem Kopfschmerzpatienten geht es darum, die beiden grossen Kategorien idiopathische / primäre Kopfschmerzen (KS) (ca. 80%; Hauptvertreter: Migräne, Spannungs-KS, Cluster-KS) und symptomatische / sekundäre KS (maximal 20%) voneinander abzugrenzen. Die erste Gruppe ist nach der klinischen Symptomatik klassiert, die zweite nach den Ursachen. Gefährliche KS sind in der symptomatischen Gruppe anzutreffen.
Wichtig in der Abklärung von gefährlichen Kopfschmerzen ist, dass weniger die Intensität oder das Auftreten von Begleitsymptomen (z.B. Erbrechen), sondern vielmehr die Krankengeschichte, das Zeitmusters (perakuter KS oder Dauer-KS) und die Art der Begleitsymptome (fokale neurologische Defizite) auf diese hinweisen. Daran muss gedacht und gezielt danach gefragt werden.
Apparative Diagnostik (z.B. Bildgebung oder Liquoranalyse) soll anhand der Klinik gezielt eingesetzt werden: eine Meningitis oder eine Riesenzellarteriitis sieht man auch auf dem MRI-Bild nicht; bei fluktuierendem Bewusstseinszustand und Verdacht auf Meningitis ist andererseits eine Bildgebung vor der Lumbalpunktion obligat.
Bespiele symptomatischer Kopfschmerzen
1. Durchblutungsstörungen
arteriell:
- Hirnblutungen (Subarachnoidalblutungen, Subduralhämatom)
- Gefässentzündungen (Arteritis temporalis)
- Gefäss-Dissektionen
- hypertensiver Notfall (Krise; Prä- / Eklampsie)
venös:
- Sinusvenenthrombose
2. Liquorzirkulationsstörungen
- Liquorunterdruck
- Liquorüberdruck
3. Entzündungen
- im Schädel: Meningitis, Hirnabszess
- am Schädel: Sinusitis, Otitis, Pulpitis
- systemisch: Endokarditis, Pneumonie
4. Schädel-Hirn-Trauma
5. Raumforderung
- Hirntumoren (primäre, Metastasen)
- Epidural- / Subduralhämatome
6. Toxisch
- Medikamente
- Drogen (u.a. Kokain, schleimhautabschwellende Nasensprays)