Anfallsbehandlung
Ich will nicht ständig so viele Medikamente nehmen. Das schadet mir doch bestimmt!?
Die meisten Migränepatienten/-innen kommen um Medikamente nicht herum. Dass der oft jahrelange Gebrauch auch Angst auslösen kann, ist verständlich.
Dennoch muss hier klar festgehalten werden: Medikamente sind Heilmittel. Richtig angewendet, schaden sie nicht. Damit das auch bei neuen Wirkstoffen der Fall ist, dauern die Prüfungen und Sicherheitskontrollen eines neuen Medikaments in der Regel Jahre. Pharmafirmen sind verpflichtet, jedes auch noch so kleine Risiko zu dokumentieren und jede je vorgekommene Nebenwirkung festzuhalten. Letztlich ist das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic verantwortlich dafür, dass Patienten/-innen sich vor ihren Medikamenten nicht zu fürchten brauchen, auch wenn sie diese jahrelang verwenden.
Auf ihrer Website schreibt die öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes dazu: „Zum Schutz von Mensch und Tier gewährleistet Swissmedic, dass nur qualitativ hochstehende, sichere und wirksame Heilmittel in der Schweiz in Verkehr gebracht werden.“
Nebenwirkungen oder unerwünschte Wirkungen können aber natürlich trotzdem auftreten, wie immer, wenn dem Organismus etwas zugeführt wird. Dies gilt übrigens auch für naturheilkundliche Mittel oder Nahrungsergänzungen. Da allfällige Nebenwirkungen und Medikamenten-Wirkung in direktem Zusammenhang stehen und die im Packungsprospekt angegebene Dosis dem optimalen Verhältnis entspricht, sollte diese nicht eigenmächtig verändert werden. Aber Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie während einer Attacke schon aus lauter Verzweiflung mehrere verschiedene Tabletten genommen, und das vielleicht in grossen Mengen? Der ungeheure Schmerz, den Migräne verursachen kann, führt manchmal zu unvernünftigem Handeln. Wir empfehlen ein ehrliches Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin, wenn der Medikamenten-Bedarf sich in der letzten Zeit merklich gesteigert hat.
Was sind eigentlich Triptane?
Triptane gibt es in der Schweiz seit 15 Jahren. Der erste verfügbare Wirkstoff hiess Sumatriptan. Es folgten Zolmitriptan, Naratriptan, Eletriptan, Rizatriptan, Almotriptan und Frovatriptan. Die Triptane haben das Leben vieler Migränepatienten/-innen verändert. Waren sie zuvor ihren Attacken hilflos ausgeliefert, so hatten sie endlich ein Medikament gegen Migräne in der Hand. Viele Betroffene können dank Triptanen trotz Migräne ihre Pläne einhalten und fühlen sich dabei einigermassen gut bis sehr gut. Die Statistik zeigt, dass Triptane gute Anfalls-Medikamente, aber keine Wundermittel sind:
Erwiesene Wirkung bei 70% der Betroffenen und 95% ihrer Attacken
Linderung der Beschwerden je nach galenischer Form: 10 Minuten (Injektion und Nasal Spray), 30 bis 45 Minuten (Tabletten und Schmelztabletten)
Im Gegensatz zu fast allen anderen Medikamenten, die bei Migräne zum Einsatz kommen, sind Triptane ausschliesslich für die Anfallsbehandlung der Migräne entwickelt worden. Bei allen anderen Kopfwehformen bleiben sie ohne jede Wirkung. Triptane imitieren in gewisser Weise die Funktion des Botenstoffs Serotonin im Hirn. Dadurch klingen die Kopfschmerzen und alle Begleitbeschwerden der Migräneattacke wie Licht- oder Lärmempfindlichkeit, Übelkeit bis hin zu Erbrechen oder Wortfindungsstörungen ab.
Triptane sind rezeptpflichtige Medikamente und werden somit nach Rücksprache mit einem Arzt eingesetzt. Es lohnt sich, sie rasch nach Beginn einer Attacke anzuwenden. Unerwünschte Wirkungen sind individuell. Sie treten nicht sehr häufig auf und klingen in der Regel nach einiger Zeit spontan wieder ab.
Was darf ich nicht tun, wenn ich ein Triptan geschluckt habe?
Grundsätzlich sollten Triptane wie jedes andere verschreibungspflichtige Medikament auch nur dann angewendet werden, wenn ein Arzt oder eine Ärztin sie verschrieben hat. Das gewährleistet, dass die Diagnose Migräne stimmt, keine anderen Ursachen für die Beschwerden vorliegen und die Sicherheitsmassnahmen eingehalten sind. Teilen Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin mit, welche anderen Medikamente Sie regelmässig einnehmen. Vorsicht ist bei psychiatrisch angewendeten und Medikamenten bei Herz-Kreislaufkrankheiten geboten.
Die Migräneattacke selber oder auch ihre Behandlung mit einem Triptan kann Schläfrigkeit oder Konzentrationsstörungen hervorrufen. Deshalb sollten Patienten/-innen, die Maschinen bedienen oder Fahrzeuge lenken, vorsichtig damit umgehen.
Sinnvoll ist es auch, die Frage umzukehren: Was lohnt es sich zu tun, wenn ich ein Triptan genommen habe? Migräne kann auch als Botschaft des Körpers verstanden werden, sich Ruhe zu gönnen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sich eine Weile hinzulegen, sich bequem hinzusetzen oder bei einem sehr gemütlichen Spaziergang gut durchzuatmen, wird sich der Körper schneller erholen und das Medikament besser wirken.