Diagnose

Kopfschmerz-Sprechstunde

Inselspital Bern: Flyer

Ich habe häufig Kopfschmerzen. Habe ich Migräne?

Rund 80% der Menschen haben gelegentlich Kopfschmerzen, aber nicht alle leiden an einer Migräneattacke. Das „gewöhnliche Kopfweh“ – die häufigste Kopfschmerzform – bezeichnen die Mediziner als Spannungstypkopfschmerz.

Bei ungefähr 10% der Bevölkerung entsprechen die Kopfschmerzen den diagnostischen Kriterien einer Migräne. Diese sind, vereinfacht ausgedrückt: Halbseitige, pulsierende, heftige Kopfschmerzen, oft mit Übelkeit oder Erbrechen, Licht- und Lärmüberempfindlichkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit verbunden.

In der Praxis ist die Unterscheidung von Migräne und Spannungstypkopfschmerzen nicht immer einfach, da viele Patienten unter beiden Kopfschmerz-Formen leiden. Die Frage, ob die Migräne und der Spannungstypkopfschmerz gemeinsame Ursachen oder Mechanismen (Pathophysiologie) haben, ist noch immer Gegenstand der modernen Kopfschmerzforschung.




Welche Symptome gehören auch noch zur Migräne ausser Kopfschmerzen?

Während der Phase der Migräne-Frühsymptome (Prodromi) können verschiedene Beschwerden auftreten, beispielsweise Heisshunger, Müdigkeit, Kribbeligkeit, Nervosität, Schlafstörungen usw.

Während der Phase der Aura können Sehstörungen (Nebelsehen, Zickzack, Fleckensehen), Missempfindungen der Arme, Sprechstörungen oder selten auch Lähmungen auftreten. All diese Symptome dauern in der Regel weniger als eine halbe Stunde und treten vor der Kopfschmerzphase auf.

Während der Kopfschmerz-Phase sind Licht- und Lärmüberempfindlichkeit, Übelkeit und gar Erbrechen nicht selten. Die Konzentration ist eingeschränkt, die intellektuelle, emotionale und soziale Belastbarkeit ist oft deutlich reduziert.



Kann ich annehmen, dass ich im Alter weniger Migräneattacken habe?

Die Häufigkeit der Migräne bei älteren Menschen liegt bei etwa 7%, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind als Männer. Gegenüber dem Anteil an Migränikern bei jungen Menschen entspricht dies nur noch etwa der Hälfte. Die Migräneanfälle sind im Alter also in der Regel seltener, aber auch weniger schwer, und Übelkeit kommt insgesamt auch weniger häufig vor.

Es ist aber zu bedenken, dass eine Migräneattacke bei einem z.B. 75-jährigen Patienten eine erhebliche Beeinträchtigung des Alltags darstellen kann, insbesondere wenn noch sonstige „Gebrechen“ vorliegen. Es gibt mehrere Gründe, warum die Therapie im Alter schwieriger ist als bei den Jungen und die therapeutischen Möglichkeiten sind auch oft eingeschränkt: So darf beispielsweise bei einem älteren Menschen mit Angina Pectoris kein Triptan eingesetzt werden, Nebenwirkungen der Medikamente können häufiger und belastender auftreten und die richtige Diagnose ist nicht immer einfach zu finden.

Bei den über 65-Jährigen sind 45% von allgemeinen Kopfschmerzen betroffen. Aufgrund der Tatsache, dass die Migränehäufigkeit im Alter abnimmt, treten bei diesen Patienten nicht-migränebedingte Kopfschmerzen auf. Die so genannten Clusterkopfschmerzen oder die Trigeminusneuralgie sind im Alter häufiger. Der Arzt muss sich also bei der Behandlung älterer Personen zusätzlich überlegen, welche Ursachen zugrunde liegen, die man mit Migräne verwechseln könnte. Es müssen unter anderem die folgenden Möglichkeiten in Betracht gezogen werden: Entzündung der Schläfenarterie, Blutungen, Hirninfarkte, Kopfschmerzen als Folge von Medikamenten-Überkonsum, Hirntumoren, Metastasen, Bluthochdruck oder verschiedene Stoffwechselstörungen wie beispielsweise Schilddrüsen- oder Nierenerkrankungen.