Krankheitsbild

Mein Kind hat auch schon Migräne. Ist diese vererbbar?


Ja, Migräne ist vererbbar. Das Erbgut ist jedoch nicht allein verantwortlich für die aktuelle Ausprägung der Migräne, d.h. wie es dem Patienten gerade geht.

Umweltfaktoren wie Stress und sonstige Lebensumstände spielen eine wichtige Rolle. Tatsächlich kann es sein, dass bereits im Kindesalter das Zusammenspiel von Umweltfaktoren (z.B. einem strengen Schulalltag) und einer vererbten Migräneneigung dazu führen kann, dass regelmässig Migräneattacken auftreten. Oft sind bei Kindern die Umweltfaktoren aber auf eine Art und Weise beeinflussbar, dass die Attackenhäufigkeit vermindert werden kann. Es lohnt sich daher in der Regel, wenn Sie nach solchen Belastungsfaktoren fahnden und versuchen, diese günstig zu verändern.



In letzter Zeit wirkt mein Medikament nicht mehr wie früher. Es dauert sehr lange, bis es mir etwas besser geht. Weshalb?

Dies ist eine Entwicklung, über die Patienten/-innen immer wieder berichten. Woran das liegt, lässt sich nicht genau sagen. Eine Vorstellung darüber, was dahinter stecken könnte, kann aber aus experimentellen Daten gewonnen werden. Dort zeigt sich, dass die Anzahl Bindungsstellen, an denen bestimmte Medikamente wirken, sich bereits nach relativ kurzer Zeit regelmässiger Medikamentengabe deutlich vermindert.

Das Anfalls-Medikament zu wechseln, ist meist die einfachste Lösung. Manchmal sind jedoch die Attacken so häufig, dass eine Verringerung der Attackenhäufigkeit notwendig ist, um eine erneute "Gewöhnung" an ein Anfalls-Medikament zu verhindern. Dann ist eine prophylaktische Behandlung sinnvoll.



Ist die häufige Migräne, die ich heute habe, vielleicht durch die Medikamente mitverursacht?

Hier wird ein häufiges Problem angesprochen: das so genannte Medikamenten-Übergebrauchskopfweh. Diese Frage kann auch im Zusammenhang mit der in der vorherigen Frage angesprochenen Beobachtung gesehen werden, nämlich des verminderten Ansprechens von Migräneattacken auf die gewohnten Medikamente.

Wichtig ist zu wissen, dass alle in der Migräneattacke wirksamen Akutmedikamente – gewissermassen als Langzeitnebenwirkung – ein Medikamenten-Übergebrauchskopfweh verursachen können. Anzeichen dafür sind, dass immer mehr Medikamente benötigt werden, während das Kopfweh häufiger wird. Die typischen Migränecharakteristika (Licht- und Lärmscheu, Übelkeit, Einseitigkeit, etc.) schwächen sich ab.

Wenn sich eine Migräne im Laufe der Zeit so entwickelt, liegt der Verdacht auf der Hand, dass ein Medikamenten-Übergebrauchskopfweh im Spiel sein könnte. Dann ist es Zeit, zu handeln: Sie sollten den Hausarzt aufsuchen und die Situation mit ihm besprechen. Er entscheidet mit Ihnen, was zu tun ist: Muss ein Entzug der akuten Medikamente durchgeführt werden? Muss eine Basistherapie mit täglicher Einnahme eines sogenannten Migräne-Prophylaktikums durchgeführt werden? Muss ein Spezialist hinzugezogen werden?

Um dem Medikamenten-Übergebrauchskopfweh vorzubeugen, sollten Sie folgende Faustregel anwenden: „Wenn ich an mehr als zehn Tagen pro Monat Akutmedikamente brauche, wird es gefährlich und ich muss mich mit meinem Hausarzt besprechen.“